Sommerzeit - naja heuer dürfte sie etwas später beginnen - ist auch die Zeit
in der sich traditionell allerlei Fluggeräte am Himmel tummeln. Wenn es dann
auch noch jede Menge, geballt an einem Ort, sind, so dürfte es sich zu 100% um
eine Flugshow handeln.
Der Blogschreiber ist seit Jahrzehnten begeistertet Besucher solcher
Veranstaltungen. Er hat auch schon etliche Mühen und Geld dazu aufgewendet, um
ganz besondere Gäste zu sehen. Eine davon war sicherlich in den frühen 90er
Jahren die spontan Fahrt mit seinem Schwager nach Payerne in die französische
Schweiz. Kaum Schlaf in einem mehr als unkomfortablen Speisewagon konnten der
Freude, die mächtigen Thunderbirds ein zweites Mal zu sehen nicht trüben. Dass
ich damals auch das erste und letzte Mal die ausgezeichnete Patrouille Suisse
auf dem legendären Hawker Hunter gesehen habe, werde ich ebenso wenig
vergessen.
Wie kam es eigentlich zu dieser Begeisterung für Flugshows?
Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich im September 1979 das
allererste Mal die unvergesslichen Karo As in Klagenfurt gesehen habe. Damals
gab es so etwas wie einen Flugtag am Klagenfurter Flughafen. Mein Vater und ich
(und wahrscheinlich die ganze Familie) waren dort um uns dieses Spektakel
anzuschauen. Was damals alles genau geflogen ist, weiß ich leider nicht mehr.
Aber an die Karo As kann ich mich erinnern. Sie waren einfach grandios und
dementsprechend einprägsam war dieses Ereignis.
So seltsam es auch erscheinen mag, ich hab noch immer den damaligen Prospekt
der Karo As. Darauf vermerkt (von meinem Vater) ist das Datum der Flugshow -
6.September 1979. Diesen Prospekt hüte ich wie einen Schatz - ist es doch eine
wunderbare Erinnerung an meine erste Flugshow und an die Karo As.
Ich denke dass es 1980 war, als wir zum ersten Mal nach Aviano (Italien)
fuhren. Aviano ist ein amerikanischer Luftwaffenstützpunkt, der nach wie vor
besetzt ist. Leider finden schon seit Jahren dort keine Flugshows mehr statt.
Die letzte die ich besuchte war 1996. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich jedes Mal
dort, wenn eine Flugshow veranstaltet wurde. In Aviano habe ich auch das letzte Mal die Karo As gesehen. Schade um dieses wunderbare Team. Gottseidank gab es 2011 in Zeltweg eine Art "Rückkehr". 4 Saab 105Ö flogen einige Figuren die stark an die legendären Zeiten der Karo As erinnerten.
Wie erwähnt war ich - zusammen mit der ganzen Familie - 1980 das erste Mal
dort. Und was wir damals zu sehen bekamen verschlug uns buchstäblich den Atem.
Red Arrows, Starfighterstaffeln, jede Menge amerikanisches Fluggerät und als
krönender Abschluss die italienischen Frecce Tricolori. Damals noch mit den
Fiat G-91. Die Auflagen zur Flugsicherheit wurden damals noch etwas lockerer
gehandhabt und so bretterten die Flugzeuge gnadenlos über die Zuschauer hinweg.
Im Falle der Frecce Tricolori auch im Tiefstflug. Da wurden keine Gefangenen
gemacht. Heute ein Ding der Unmöglichkeit und im nachhinein betrachtet sogar
gefährlich und fahrlässig. Aber damals war es uns egal. Hauptsache es war laut
und es gab ein Höllenspektakel.
1981 flogen die Frecce Tricolori zum letzten Mal mit der G-91. Schade, denn
es war ein sehr elegantes Flugzeug.
1984 gab es wieder eine Flugshow in Klagenfurt. Highlight damals war eine
Concorde die es hier zu bestaunen gab. Mit dem nötigen Bargeld konnte man sogar
an einem Rundflug teilnehmen. Wie viele Fluggäste nur mitgeflogen sind um einmal
Überschall zu fliegen, wird wohl nicht mehr zu eruieren sein. Aber wie
vielleicht die Meisten wissen, flog die Concorde nie über Land Überschall.
Naja, viele, die damals diesen Flug gemacht haben, werden das wohl nicht gewusst haben :-)
Irgendwann Mitte oder Ende der 80er Jahre - es war wieder einmal Flugshow in
Aviano. Wir standen im Stau (wie immer) und alle hielten Ausschau nach
eventuell schon zu sehenden Flugzeugen als plötzlich vor uns dichte
Rauchschwaden am Himmel auftauchten. Großes Staunen und dann die Erkenntnis -
mein Gott dass sind ja die Thunderbirds. Mit vorab Informationen war man damals
nicht so gesegnet wie heute - Computer, Internet was ist das? - und deshalb war
die Freude grenzenlos. Naja irgendwann waren wir doch am Flugfeld und es blieb
genügend Zeit die dort ausgestellten Fluggeräte zu bestaunen - F-15, F-16,
A-10, C-5 Galaxy, Phantom, F-111 - das ganze Programm eben. Dass abgesehen von
der C-5 auch alles geflogen ist, war zur damaligen Zeit gang und gäbe. Heute
ist das leider ein wenig anders.
Wie dem auch sei, die Thunderbirds haben es uns dann ordentlich
"besorgt". Äußerste Präzision ist so was wie ein Markenzeichen dieser
Staffel. Grandios. Als Abschluss flogen wie immer die Frecce Tricolori. Danach
konnte und kann aber auch niemand mehr fliegen, denn wer sie schon einmal
gesehen hat, weiß was ich meine. Da wird farbiger Rauch raus geblasen, als wenn
es kein Morgen mehr gäbe. Und eines kann ich sagen: ich habe die Frecce
Tricolori wahrscheinlich schon 30x oder öfter gesehen. Ich kenne viele andere
Kunstflugstaffeln, die ich ebenfalls schon etliche Male gesehen habe und von
einigen behaupte ich, dass sie unübertrefflich sind (Patrouille de France ist
so ein Fall). Aber wenn die dreifärbigen Pfeile ihr Programm abgespult haben,
weiß ich einfach, SIE sind die Besten. Wobei es ein Kriterium gibt, wo sie
leider nur Zweiter sind - der Sprecher. Niemand kommt an den legendären
Sprecher der Türk Yildizlari an. Er ist in seiner Art, wie er die Zuschauer
begeistern kann, unübertrefflich.
Als Fan der Frecce Tricolori hat man natürlich ein vollständig signiertes
Foto - mein zweiter Schatz.
Aber genug abgeschweift. Zurück zum eigentlichen Thema.
Anfang der 90er Jahre tauchten dann erstmalig Mig 29 und Su-27 auf diversen
Flugshows auf und zeigten den Zuschauern Flugmanöver, die schier Unmöglich
waren. Die Pugatschov Kobra (nach dem legendären Testpiloten und Erfinder
dieser Figur Wiktor Georgijewitsch Pugatschow benannt), ist eines davon. Ich
habe dieses Manöver, wenn ich mich recht erinnere sogar hier in Klagenfurt auf
einer Flugshow das erste Mal gesehen. Es gab übrigens bis in die späten 1990er
Jahre hier in Klagenfurt jede Menge Flugshows - natürlich war ich da immer
dabei. Was sonst? :-)
1992 oder 1993 besuchte ich mit ein paar Freunden erstmals eine Flugshow im
"Osten" - Bratislava. Damals wurde gerade die Trennung von der
damaligen Tschechoslowakei gefeiert. Leider war der Tag der Flugshow ziemlich
verregnet und dementsprechend kalt. Aber es gab jede Menge Fluggeräte zu sehen
und unter anderem auch eine MiG 23. Bis dahin war ich schon einiges an Lärm
gewöhnt. Starfighter im Tiefstflug, Phantom, F-111 - das sind schon Geräte, die einem die Ohren durchputzen. Aber ein Nachbrennerstart der 23er - alle Achtung. Das hat wirklich weh
getan.
Bis 2008 hielt dieser Rekord. Bei einem Besuch der Airshow in Farnborough
wurden wir aber eines Besseren belehrt. Wer schon einmal dort war, wird die
Situation kennen. Die Start und Landebahn ist relativ nahe an der Besucherzone
und dementsprechend laut wird es dann auch. F-16 - der pure Wahnsinn,
Eurofighter - die Ohren zerbröseln, F-18F - eine Hinrichtung der Gehörgänge. Was
kann es noch schlimmeres geben? Einen tiefen Überflug einer B-1 mit
eingeschalteten Nachbrennern. Davon hat dieser Bomber gleich 4 Stück und das
hat uns den ultimativen Rest gegeben. Es war unvorstellbar laut, fotografieren
war schier unmöglich weil man sich gleichzeitig die Ohren zuhalten musste und
bei den zufällig abgestellte Autos gaben die Alarmanlagen w.o. Fazit? Die
Piloten erhielten für den nächsten Tag Flugverbot und wurden durch eine weniger
draufgängerische Crew ersetzt.
Zurück in die 90er Jahre.
1996 gab es die bislang letzte Flugshow in Aviano. Natürlich war ich wieder
mit Freunden dort. Wir hatten uns ein hübsches Plätzchen ausgesucht und zwei
von uns gingen sogleich die ausgestellten Flugzeuge anschauen. Als sie
zurückkamen, laberte einer irgendwas von einem schwarzen Flugzeug, redete in
mystischen Worten und wollte uns offensichtlich nicht genau sagen, was er
gesehen hatte. Ok, sie blieben bei unseren Sachen und wir machten uns auf die
Suche nach diesem geheimnisvollen Flugzeug. Und es stellte sich dann als
wirklich geheimnisvoll heraus - es war eine F-117. DER legendäre
Stealthfighter. Natürlich war die Freude riesig und nach der Rückkehr zu
unserem Platz war die große Frage - fliegt er oder fliegt er nicht. Nach ein
paar Vorführungen - unter anderem auch eine massiv beeindruckende F-4 Phantom
im extremsten Tiefstflug - starteten plötzlich 2 EA-6B Prowler. Die
Alarmglocken läuteten bereits und wie konnte es anders sein - die F-117
startete. Ja das wars dann :-) Wer sich jetzt Wunderdinge erwartet hatte, wurde
enttäuscht, denn es war offensichtlich, dass die F-117 nicht wirklich für
Kunstflug ausgerichtet ist. Wozu auch? Das Anforderungsprofil war eher auf
unerkannt Ziel anfliegen, Last abwerfen und unerkannt wegfliegen ausgelegt.
Nach ein paar Überflügen war die Vorführung beendet. Danke setzen :-) Den
Abschluss bildeten wieder? Genau. Die Frecce Tricolori - und wieder ließen sie
nichts anbrennen. Nebel ohne Ende war das Endergebnis.
1997 gab es dann das erste Mal die Flugshow in Zeltweg. Ich fuhr damals
schon einen Tag vorher hinaus um die Landungen der Teilnehmer zu sehen. Viel zu
sehen gab es allerdings nicht. Bevor ich aber mehr oder weniger frustriert
wieder heimgefahren bin, hörte ich ein leises Säuseln Richtung Startbahn. Das
Säuseln entwickelte sich zu einem heftigen Grollen und ein Draken der
österreichischen Luftstreitkräfte erhob sich in die Lüfte um dann den
anwesenden Zaungästen zu zeigen wo der Hammer hängt. Ich hatte vorher noch nie
ein Kunstflugprogramm eines Draken gesehen und dementsprechend überrascht war
ich ob der gezeigten Manöver. Am darauffolgenden ersten Tag der Flugshow war
natürlich Feuer am Dach. Es ging buchstäblich rund in der Luft. Irgendwann
durfte auch der Draken zeigen was er konnte und es war beeindruckend. Am
zweiten Tag waren dann auch meine Eltern mit und wieder wurden allerlei Manöver
gezeigt. Und dann erklang das unverkennbare Grollen des Drakens. Alles wartete
gespannt auf den Start.....
.... und was sich dann in die Lüfte erhob sollte bis 2005 DAS Highlight auf
jeder Flugshow in Europa werden. In einer Nacht und Nebelaktion wurde von
Piloten der Luftstreitkräfte ein Draken in den Österreichischen Farben Rot-Weiß-Rot
angemalt. Als zusätzlicher optischer Leckerbissen wurde an der Oberseite noch
der Schriftzug Ostarrichi angebracht. Derart "ausgestattet" lieferte
der "Ostarrichi Draken" wie er dann heißen sollte ein makelloses
Flugprogramm ab. Damals wurden mit Sicherheit etliche Filme verschossen. Das
Doppeldelta des Draken in Verbindung mit dem sicherlich partiotischsten
Anstrich den je ein Flugzeug getragen hat, war ein Genuss anzuschauen.
Als alter Autogrammjäger hab ich auf einer Flugshow in Graz dieses Poster
mit Widmung erhalten.
Im Jahr 2000 hatte ich dann die Gelegenheit, die grandiosen Thunderbirds das
3. und bislang letzte Mal zu sehen. In Pordenone, in der Nähe von Udine und lustiger
weise auch Aviano, gaben sich die Ambassadors in Blue ein Stelldichein. Leider
flogen sie nicht das volle Programm, sondern beschränkten sich auf ein paar
Überflüge. Zur Freude der Zuschauer wurden die Piloten nach der
"Show" mit einem Hubschrauber aus Aviano, das nur ca. 20km von
Pordenone entfernt liegt, eingeflogen. Und wie könnte es anders sein, war ich
ganz vorne bei den Autogramjägern dabei und hab wirklich ALLE Unterschriften
der Officers ergattern können. Ein kleiner Small Talk ging sich auch noch mit
dem einen oder anderen Piloten aus - sicherlich die Krönung meiner kleinen
Sammlung.
In den 2000er Jahren gab es dann im 2-Jahres Rhythmus die Flugshows in
Zeltweg. Unnötig zu erwähnen, dass ich jedes Mal dabei war. Einzig 2011 machte
mir der Rummel der dort mittlerweile herrscht, einen Strich durch die Rechnung.
Genervt von den Massen von Leuten fuhr ich am zweiten Tag schon gegen Mittag
nach Hause. Der Trubel, der dort schon am Morgen herrschte, gepaart mit
Kopfschmerzen wurde mir einfach zu viel. Leider ist die Flugshow in Zeltweg, so
gut organisiert sie auch ist, zu einem Massenauflauf geworden, bei dem alles
und jeder hin gekarrt wird. Leider sind auch jede Menge Leute vertreten, die
dieses Spektakel mit einem Sauf- und Fressgelage verwechseln. Ok, ich bin dem
Bier auch nicht abgeneigt und habe zusammen mit Freunden auch schon heftig
getankt. Aber sinnlos besaufen und dann eventuell keine Ahnung zu haben, was
überhaupt gerade fliegt, ist eine Sache, die mir überhaupt nicht gefällt.
Dass es auch anders geht, haben zwei Besuche in Farnborough (2008 und 2012)
und ein Besuch der Flying Legends Airshow in Duxford (ebenfalls 2008) bewiesen.
Dort wird für die Airshow Eintritt verlangt - im Falle von Farnborough ist es
ein nicht unerheblicher Preis. Es sind dort auch jede Menge Leute vertreten,
aber der absolute Pöbel bleibt draußen. Da gehen wirklich nur Flugbegeisterte
hin. Solch eine Lösung würde ich mir für Zeltweg auch wünschen. Nur kann ich
mir dann vorstellen, dass kaum wer hingeht und die Veranstaltung ein
finanzielles Desaster wird.
Es gäbe noch einiges mehr
zu den von mir besuchten Flugshows zu erzählen - zum Beispiel das 2008
die Airshow in Fairford genau zu unserem Besuch das erste Mal seit
Bestehen wetterbedingt abgesagt werden musste. Oder dass wir bei einem
Besuch in Fürstenfeldbruck in den 90er Jahren das erste Mal eine MiG 29
geshen haben - allerdings nur Static. In Wiener Neustadt wurde in den
späten 90er Jahren mit Flugzeugen eine Art Kunstperformance aufgeführt -
hatte irgendwas mit der griechischen Mythologie zu tun. War aber
interessant.
Wie man unschwer erkennen kann, bin ich
schwerst mit dem Virus Flugshow infiziert. Aber wer solch eine
Veranstaltung mit dem Lärm, dem Kerosin und den dargebotenen Leistungen
der Piloten, die keinesfalls unterschätzt werden darf, besucht hat, kann
sich der Faszination kaum entziehen.
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